Letzten Donnerstag, versammelte sich die Gemeinschaft des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) Rottal-Inn zusammen mit zahlreichen Gästen in der festlich geschmückten Stadthalle in Pfarrkirchen, um einen besonderen Moment zu zelebrieren: Nach 25 Jahren Führung wurde der langjährige BRK-Kreisgeschäftsführer, Herbert Wiedemann, in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet.
Schon im Eingangsbereich begrüßte die rund 250 Gäste ein großes Banner mit der Aufschrift „1998 – 2023, Verabschiedungsfeier Herbert Wiedemann“. Weiter ging es in der Stadthalle selbst, die in den typischen Rotkreuzfarben rot und weiß beleuchtet und geschmückt wurde. Es sollte eine festliche Stimmung, geprägt von vielen Emotionen werden, die diese Veranstaltung zu etwas besonderem machte. Eine Anerkennung für Herbert Wiedemanns außergewöhnlichen Beitrag zur Entwicklung des BRK-Kreisverbandes Rottal-Inn und darüber hinaus.
Herbert Wiedemanns Leitung des BRK-Kreisverbandes Rottal-Inn war von kontinuierlichem Wachstum geprägt. In den letzten 25 Jahren wurden nicht nur neue Einrichtungen geschaffen, sondern auch bestehende weiterentwickelt. Das Sozial- und Rettungszentrum in Eggenfelden, das neue BRK-Haus in Gangkofen sowie zahlreiche Pflegeheime und Tagespflegen, der Ausbau des Rettungsdienstes sind nur einige Beispiele für seinen Einsatz.
Herbert Wiedemanns Hingabe für das BRK erstreckte sich über die den Rettungsdienst und die Pflege hinaus. Die Gründung der Rot-Kreuz-Stiftung Rottal-Inn im Jahr 2006 und die Initiierung von Projekten wie dem Zentrum für Ausbildung und Katastrophenschutz und dem Hospiz zeigen sein nachhaltiges Engagement für die Gemeinschaft.
Besonders hervorzuheben ist auch sein unerschütterliches Engagement in Krisenzeiten. In Zeiten der Flüchtlingskrise, Hochwasser und der aktuellen Corona-Pandemie bewies Herbert Wiedemann stets klare Führung und Tatkraft.
Der BRK-Kreisverband Rottal-Inn schaut auf eine Ära der Stabilität, des Wachstums und der Gemeinschaft zurück, geprägt von Herbert Wiedemanns unermüdlichem Einsatz.
Seinem breiten Tätigkeitsfeld entsprechend war die Liste der Gäste auf der Verabschiedungsfeier umfangreich. Darunter befanden sich nahezu alle Bürgermeister des Landkreises, Landrat Michael Fahmüller, 1. Vorsitzender des BRK-Kreisverbandes Rottal-Inn, sowie Abgeordnete aus der Politik. Ebenfalls anwesend waren Vertreter der zahlreichen Bereitschaften, Wasserwachten und des Jugendrotkreuzes, der Polizei, Feuerwehr, THW, Verbände und zahlreiche Mitarbeiter des BRK-Kreisverbandes Rottal-Inn selbst. Die überregionale Anerkennung wurde durch die Teilnahme zahlreicher Kreisgeschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes und der Landesgeschäftsführerin Dr. Elke Frank und dem ehemaligen BRK-Landesgeschäftsführers Leonhard Stärk, unterstrichen.
Die Veranstaltung begann mit einem Stehempfang im vorderen Bereich der Stadthalle, gefolgt von bewegenden Festreden. Landrat Michael Fahmüller, BRK-Landesgeschäftsführerin Dr. Elke Frank, Personalratsleiter Alfred Landsmann, BRK-Kreisgeschäftsführer Andreas Rehrl und nicht zuletzt Herbert Wiedemann selbst, ließen die letzten 25 Jahre Revue passieren. Oft mit viel Humor. Die Moderation übernahm Richard Eder, der das Publikum mit Charme und zahlreichen Pointen und Anspielungen auf Herbert Wiedemanns Werdegang und Charakterzüge, durch den Abend führte. Musikalisch wurde das Programm durch das Trio "Zwoa & Oans" – ebenfalls mit Richard Eder, seiner Frau Eva Eder und der Begleitung von Sabine Riemer aufgelockert. So stellte Eder gleich zu Anfang die Frage aller Fragen, die auch sogleich das Eis beim Publikum brach: „Ist ein BRK-Kreisverband Rottal-Inn ohne Herbert Wiedemann überhaupt möglich? Der BRK-Kreisverband ohne Herbert Wiedemann ist doch wie Knödel ohne Soße, ja gar wie ein Foto in der Zeitung ohne Reserl Sem!“
Landrat Michael Fahmüller, 1. Vorsitzender des BRK, skizierte in seiner Rede den Werdegang von Herbert Wiedemann beim BRK-Kreisverband Rottal-Inn und nannte zahlreiche Höhepunkte, die seinen Weg markierten. So wuchs beispielsweise die hauptamtliche Belgeschaft des Kreisverbandes während seiner Zeit von knapp 100 auf ca. 900 Mitarbeiter. Doch nach den Zahlen und Fakten wird Michael Fahmüller zum Schluss seiner Rede noch sehr persönlich und emotional. „Es fällt mir doch sehr schwer, dich lieber Herbert, nach all diesen Jahren in den Ruhestand zu verabschieden. Wir haben vieles gemeinsam auf die Beine gestellt und in dieser langen Zeit war immer klar, dass man sich auf dich und auf das BRK im Landkreis Rottal-Inn auch in schweren Krisenzeiten hundertprozentig verlassen kann.“ Besonders betonte er auch, Herbert Wiedemanns Hartnäckigkeit, wenn es darum ging neue Ideen zu verwirklichen und neue Ausstattung für das Bayerische Rote Kreuz mit Hilfe von Fördermitteln zu organisieren.
Die BRK-Landesgeschäftsführerin Dr. Elke Frank betonte in Ihrer Rede, dass Herbert Wiedemann weit über die Landkreisgrenzen hinaus ein wichtiger Impulsgeber für die Arbeit des Bayerischen Roten Kreuzes gewesen ist. „Herbert Wiedemann hat sich nie gescheut, Verantwortung zu übernehmen und in schwierigen Zeiten die richtigen Entscheidungen nicht nur anzusprechen, sondern auch umzusetzen.“
Seine Rede begann Alfred Landsmann, Personalratsvorsitzender, mit einem Zitat von Herbert Wiedemann selbst: „Wissen sie, mir gehört das Rote Kreuz auch nicht. Ich bin nur ein Angestellter, der nach bestem Wissen und Gewissen arbeiten, handeln und entscheiden muss und dies auch wird.“ Im Anschluss betrachtete er Herbert Wiedemann aus drei verschiedenen Perspektiven: Als Geschäftsführer, der redegewandt, kompetent und besonnen agierte. Als Kollege, der menschlich, ehrlich und kollegial handelte. Und zu Guter Letzt als warmherzigen, herzlichen und außerordentlichen Menschen. „Für Herrn Wiedemann waren unsere Mitarbeiter-/innen, egal ob Haupt- oder Ehrenamt, immer das höchste Gut.“, so Landsmann. „In einer Zeit, in der mich Unfälle und zum Teil schwere Krankheiten einholten, war Herr Wiedemann immer einer der Ersten, der mir Mut machte. Auch durch Zusagen, dass es beim BRK-Kreisverband Rottal-Inn immer eine geeignete Arbeit für mich geben wird. Das war zu diesem Zeitpunkt das beste Medikament für mich. Ich weiß auch, dass das nicht nur bei mir so war, sondern auch bei vielen anderen Kolleginnen und Kollegen. Ein herzliches Dankeschön hierfür.“
Zwischen den regulären Reden sorgte eine besondere Ansprache für großes Aufsehen: Christa Prinzessin von Thurn und Taxis, die ehemalige BRK-Präsidentin (2003 bis 2013) überraschte Herbert Wiedemann mit einer Grußbotschaft per Videoeinblendung. Das Grußwort organisierte der ehemalige BRK-Landesgeschäftsführer Leonhard Stärk. Christa Prinzessin von Thurn und Taxis bedankte sich für Herbert Wiedemanns Arbeit für den Kreisverband aber auch für den Gesamtverband des Bayerischen Roten Kreuzes. „Es war eine schwierige Zeit, wir hatten einen Reformprozess zu bewältigen. Ich habe Sie kennengelernt als einen guten Kreisgeschäftsführer, dem es wichtig war, die Belange seines Kreisverbandes, also der Basis, in diesem Reformprozess zu vertreten. Es war nicht einfach mit Ihnen, sie waren ein schwieriger Partner, wir haben auch manches mal gestritten, aber sie waren immer solidarisch zum Roten Kreuz und letztendlich auch zu mir. Ich glaube wir haben gemeinsam ein BRK geschaffen, auf das wir Stolz sein können. Mein besonderer Dank geht an Sie für Ihren besonderen Einsatz vor Ort, für die Menschen, die unsere Hilfe brauchen.“
Schließlich betrat Andreas Rehrl, der neue BRK-Kreisgeschäftsführer, die Bühne und skizzierte das letzte Jahr aus seiner Sicht. Denn fast genau vor einem Jahr, wurde der erste Kontakt hergestellt und man lernte sich nach und nach kennen. „Bei zahlreichen Gesprächen hat mir Herbert Wiedemann auf eine ganz persönliche Art und Weise den BRK-Kreisverband Rottal-Inn vorgestellt, die größten Ereignisse der letzten Jahrzehnte und deren Zusammenhänge nähergebracht und mich so auf meine Tätigkeit als Kreisgeschäftsführer vorbereitet. Das ist wahrlich keine Selbstverständlichkeit und ich weiß das sehr zu schätzen.“, so Andreas Rehrl.
Zum Abschluss kam Herbert Wiedemann selbst zu Wort, sichtlich gerührt von den Ansprachen seiner Vorredner. „Da steht man nun, nach mehr als einem viertel Jahrhundert BRK-Kreisverband Rottal-Inn, nach über 30 Jahren hauptamtlicher und über 50 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit beim Bayerischen Roten Kreuz.“, begann Wiedemann seine Abschiedsrede. In dieser gab er zahlreiche Anekdoten zum besten und Einblicke in die bewegendsten Momente seiner langen Karriere. Dabei behielt er stets auch die „Sache an sich“ vor Augen. Es wäre eben keine Rede von Herbert Wiedemann gewesen, wenn er nicht auch seine Abschiedsrede dazu genutzt hätte, sich für die Belange des Roten Kreuzes stark zu machen und an die Menschen zu appellieren sich füreinander einzusetzen. „Die Grundsätze des Roten Kreuzes sind seit der Entstehung vor über 160 Jahren ein Wertekompass, der nichts von seiner Aktualität verloren hat.“, so Herbert Wiedemann. „Die Unabhängigkeit einerseits, aber auch die Einbindung in die kommunale Struktur andererseits, ist eine der Grundlagen für unser Wirken. Ich bitte an der Stelle, alle Bürgermeister-/innen und alle politischen Mandatsträger, das Rote Kreuz auch künftig zu unterstützen. Das ist unerlässlich für unsere ehrenamtlichen Gemeinschaften, als Säulen der Hilfe in der Region.“
Herbert Wiedemann ging auf die zahlreichen Meilensteine bei der Entwicklung des Kreisverbandes genauso ein, wie auf die Krisen die in seiner Zeit als Kreisgeschäftsführer die Region oder auch das Weltgeschehen erschütterten und immer noch erschüttern. Dabei bedankte er sich auch im Besonderen bei Landrat Michael Fahmüller, der in schwierigen Situationen immer ein offenes Ohr und eine helfende Hand bereithielt.
„Heute ist kein Tag des Abschiedes, sondern des Dankes. Danke an alle unsere Geschäftspartner, den Banken, den Vermietern, aber ganz besonders bei den Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aller Kommunen, bei unseren Abgeordneten in Bund, Land und Bezirk. Danke an die Damen und Herren der Kreistagsfraktionen für Ihre Unterstützung bei vielen Maßnahmen zur Verbesserung der Ausstattung und Ausrüstung der ehrenamtlichen Gemeinschaften. Danke an alle Polizeidienststellen, der Kreisbranddirektion und unseren Freunden vom THW. Das enge freundschaftliche Miteinander zwischen all diesen Organisationen ist eine Besonderheit und muss auch in Zukunft pfleglich behandelt werden. Ich bedanke mich auch bei allen Ärztinnen und Ärzten, sei es im Notarztdienst, in den Krankenhäusern oder in den Praxen.“, so Herbert Wiedemann. „Es war jetzt ein großer Bogen über eine lange Zeit, aber Alles, was wir als Rotes Kreuz gestalten oder leisten konnten, geht nur mit hochqualifizierten und engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Ehren- und Hauptamt. Danke für die lange und erfolgreiche Wegstrecke, die wir gemeinsam gegangen sind. Sie sind das Rote Kreuz, ohne jeden Einzelnen von Ihnen wäre alles nichts.“
Der herzlichste Dank ging jedoch an seine Familie: „Das BRK Rottal-Inn war und bleibt ein wichtiger Teil in meinem und in unserem Leben als Familie. Dass ich diese Aufgabe immer so umfangreich leben konnte, ist meiner Frau Irma und unseren Kindern, Theresa, Veronika und Magdalena zu verdanken!“
Am Ende münzte Herbert Wiedemann noch kurzerhand ein Zitat von Karl Valentin auf das BRK um: „Rotes Kreuz macht viel Arbeit, ist aber wirklich schön!“
Nach der Geschenkübergabe wurde der Abend in geselliger Runde mit einem festlichen Buffet fortgesetzt. Und so erloschen die Lichter in der Stadthalle erst kurz vor Mitternacht.