Vor Kurzem führten die Bereitschaften des BRK-Kreisverbands Rottal-Inn einen intensiven Übungstag unter dem Motto „MANV – Massenanfall von Verletzten“ durch. Ziel der Fortbildung war es, die Teilnehmenden gezielt auf den Einsatz in Großschadenslagen vorzubereiten, bei denen eine Vielzahl an Verletzten die Kapazitäten der verfügbaren Einsatzkräfte und Mittel übersteigt. Der Übungstag kombinierte theoretische Schulung und eine realitätsnahe Großübung, um die spezifischen Herausforderungen solcher Einsätze praxisnah zu vermitteln.
Theoretische Grundlagen zur Bewältigung eines MANV
Der Vormittag stand ganz im Zeichen der Theorie: In drei Fachvorträgen wurden die Teilnehmenden umfassend in die Grundlagen und taktischen Anforderungen eines MANV-Einsatzes eingewiesen. Thomas Blüml erklärte die taktische Aufbaustruktur einer Großschadenslage und betonte die Bedeutung des erst eintreffenden Rettungsmittels, das gemäß MAN(V)-Richtlinien die vorläufige Einsatzleitung übernehmen muss. Diese Aufgabe ist besonders fordernd, da die Einsatzstruktur bereits in den ersten Minuten aufgebaut und weitere Einheiten nachalarmiert werden müssen.
Matthias Macht referierte im Anschluss über das Thema „Sichtung“ – die Priorisierung der Patienten nach Behandlungs- und Transportbedarf. In Großschadenslagen ist die schnelle Identifizierung und Versorgung der kritischsten Patienten entscheidend, um auch mit knappen Ressourcen so vielen Menschen wie möglich helfen zu können.
Den Abschluss des Theorieteils gestaltete Maximilian Messer, Disponent der Integrierten Leitstelle Passau, mit einem Einblick in den Ablauf und die Koordination einer Großschadenslage aus Sicht der Leitstelle. Anhand zweier Einsätze aus dem vergangenen Jahr zeigte Messer, welche Maßnahmen in der Leitstelle getroffen werden, um eine effiziente Versorgung der Einsatzstellen sicherzustellen.
Praktische Übung: Massenanfall von Verletzten auf Campingplatz
Nach einer Mittagspause wurde das theoretische Wissen in einer praxisnahen Übung umgesetzt. Die Einheiten verlegten in Kolonne von Pfarrkirchen nach Bad Birnbach, wo sie in einem Bereitstellungsraum auf die „Alarmierung“ durch die Übungsleitstelle warteten. Mit der Meldung „Brand einer Gartenhütte – Campingplatz Bayerbach“ startete die Übung: Zunächst schien es sich um einen Routineeinsatz zu handeln. Doch vor Ort wurde den Kräften schnell klar, dass sie vor einer anspruchsvollen Lage standen: Eine Verpuffung in einem Wohnwagen hatte zu einem sich ausbreitenden Brand mit zahlreichen Verletzten und Explosionsgefahr durch Gasflaschen geführt.
Die ersteintreffenden Kräfte übernahmen vorübergehend die Einsatzleitung und forderten rasch zusätzliche Rettungswägen, Notärzte sowie Sanitätseinheiten des Katastrophenschutzes an. Mit dem Eintreffen weiterer Kräfte wurde eine Einsatzleitung gebildet, die die Strukturierung der Einsatzstelle sowie die Zusammenarbeit mit den Feuerwehren Bad Birnbach und Schwaibach übernahm. Die Sichtung der Verletzten erfolgte nach dem etablierten Algorithmus, der eine schnelle Priorisierung und die Errichtung von Behandlungsplätzen für Schwer- und Leichtverletzte vorsieht.
Zur weiteren Sicherheit wurden angrenzende Parzellen des Campingplatzes evakuiert, da die Rauchentwicklung zunahm und weitere Explosionen drohten. Für die betroffenen Personen wurde im nahegelegenen Bayerbach eine Notunterkunft eingerichtet und der Transport koordiniert.
Nach etwa 90 Minuten war das Übungsziel erreicht. Die Teilnehmenden konnten den Einsatz erfolgreich abschließen und wertvolle Erfahrungen sammeln.
Positive Nachbesprechung und wertvolles Feedback
Der Übungstag endete mit einer ausführlichen Nachbesprechung. Die Organisatoren Max Borchert, Johannes Heller und Johannes Lindlbauer sowie die Übungsbeobachter Johann Haider (Leiter Rettungsdienst), Felix Wachter (Kreisbereitschaftsleiter), Matthias Macht, Andreas Widl und Alexander Seidl gaben den Teilnehmenden positives Feedback. Die sorgfältige Vorbereitung und engagierte Durchführung des Übungsszenarios sorgten für einen reibungslosen Ablauf und boten den Einsatzkräften die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten unter realistischen Bedingungen zu testen.
Insgesamt nahmen rund 60 Einsatzkräfte des BRK am Fortbildungstag teil, darunter auch zahlreiche ehrenamtliche Mitglieder und Auszubildende zum Notfallsanitäter. Auch die Freiwilligen Feuerwehren Bad Birnbach und Schwaibach sowie Kreisbrandinspektor Stefan Niedermeier unterstützten den Übungstag und trugen maßgeblich zu seinem Erfolg bei.
Der MANV-Übungstag hat gezeigt, wie wichtig regelmäßige und praxisnahe Fortbildungen für den Ernstfall sind. Mit diesem Training sind die Einsatzkräfte des BRK-Kreisverbands Rottal-Inn bestens darauf vorbereitet, auch unter erschwerten Bedingungen schnell und effektiv Hilfe zu leisten.